Obdachlose

Бездомные люди

Maria Jelisarowa, Leiterin des Projekts
"Obdachlosenküche in Pskow" 

Adresse der Essensausgabestelle:
Uliza Graschdanskaja 9, Pskow


Swetlana Stepanowa,
Direktorin der Caritativen Einrichtung für Obdachlose

Adresse: Nabereschnaja Obwodnogo Kanala 179/a,
St. Petersburg
Tel: +7 812 251-63-79

«Столовая для бездомных» г. Псков
Obdachlosenküche in der Stadt Pskow

Im Jahr 2000 begann das Caritas-Wohlfahrtsprojekt „Essensausgabe für Obdachlose“ in Pskow seine Arbeit. Das Projekt wurde von Mitgliedern und Nonnen der römisch-katholischen Pfarrgemeinde der Heiligen Dreifaltigkeit in Pskow ins Leben gerufen. 

Dorthin kamen jeden Tag Obdachlose, die nach Brot, Arbeit und medizinischer Hilfe fragten.

Die Stadtverwaltung von Pskow stellte der Caritas einen Raum von 40 qm in der städtischen Bildungseinrichtung „Podrostok“ („Jugendliche“) für die tägliche Ausgabe warmer Mahlzeiten an 100 Personen zur Verfügung.

Das Ziel unseres Projektes ist es, den Hungrigen Essen zu geben, die Bedürftigen zu kleiden und ihnen somit einfach das Recht auf Leben zu garantieren.

Jeden Tag geben wir allen Obdachlosen, die zu uns kommen, ein vollwertiges und warmes Mittagessen, das aus 3 Gängen besteht. Es wird von Jugendlichen, die im „Podrostok“ ausgebildet werden, eigenhändig zubereitet.

Für das Wochenende erhält jeder Besucher unserer Obdachlosenküche eine Trockenration, sie besteht aus einem Weißbrot, eingewecktem geschmortem Fleisch oder Fisch in Dosen und gezuckerter Kondensmilch. Im Jahr werden um 35 000 Portionen ausgegeben.

Die Caritas-Obdachlosenküche ist die einzige Stelle in der Stadt, an welcher den Obdachlosen ein warmes Essen, ein freundlicher Umgang vom Personal und menschliche Bedingungen für die Essenseinnahme garantiert sind. Für viele ist es die einzige Möglichkeit am Tage, ein Essen einzunehmen.

Jeder Obdachlose hat seine eigene Geschichte, sein eigenes Schicksal. Die häufigsten Gründe, aus welchen die Menschen auf die Straße geraten, sind zum Beispiel Alkoholismus, Entlassung aus dem Gefängnis ohne nötige Personaldokumente, Betrug beim Wohnungsverkauf oder -tausch, familiäre Probleme und auch psychischen Erkrankungen.

Unsere Obdachlosen sind Menschen, die mit dem Verlust ihres Wohnsitzes und ihrer „Propiska“ (in Russland eine Anmeldebestätigung, amtlicher Nachweis der Wohnanschrift, der zur Erwerbstätigkeit und der Beanspruchung sozialer und gesundheitlicher Dienstleistungen berechtigt) auch die Möglichkeit verloren haben, einer Arbeit nachzugehen und eine ordentliche ärztliche Versorgung zu erhalten. Es ist für sie eine schier unerfüllbare Aufgabe, ihre Probleme selbständig zu lösen, und es zu schaffen, ihre staatliche Alters- bzw. Behindertenrente bei den Behörden zu beantragen.

Die Obdachlosen, die zum ersten Mal in unser Projekt kommen, werden von uns registriert, sie bekommen einen Einweisungsschein für eine Röntgenuntersuchung (Thoraxradiografie) und eine sanitäre Behandlung, die Folgendes beinhaltet: eine Entlausung, ein Bad und eine Wärmebehandlung der Kleidung, indem sie mit einem speziellen Verfahren erhitzt wird und dadurch etwaige Bakterien, Läuse und Flöhe getötet werden. Wenn nun durch die Untersuchung eine Tuberkulose festgestellt wird, wird diese Person in die städtische Antituberkulose-Dispensaire überwiesen (in Russland eine ambulante Behandlungsstelle zur frühzeitigen und vollständigen Erfassung aller von Tuberkulose Bedrohten und Gefährdeten, der Frühbehandlung aller Erkrankten sowie ihrer Nachsorge und Rehabilitation).

Unsere Essensausgabestelle steht in enger Zusammenarbeit mit der staatlichen Organisation „Notschleschka“ („Nachtasyl“). Zweimal in der Woche kommt ein Sozialarbeiter der „Notschleschka“ zu uns und hilft den Obdachlosen bei der Wiedererlangung verlorener Personaldokumente, der Erhebung von Rentenansprüchen, der Anerkennung einer Pflegestufe und der Erlangung einer zeitweiligen Anmeldebestätigung, bei der Arbeitssuche, bei der Erlangung einer Krankenversicherung oder der Einweisung in eine Heilanstalt.

Der Vorsteher der katholischen Kirchengemeinde von Pskow besucht in seiner freien Zeit die Obdachlosen. Der Pfarrer kommt mit unseren Betreuten ins Gespräch und gibt ihnen geistige Unterstützung. Er versucht gemeinsam mit ihnen, Lösungswege für ihre schweren Lebenssituationen zu finden.

Im Projekt sind drei Mitarbeiterinnen tätig. Das sind Mütter kinderreicher Familien, die ein behindertes und deshalb nicht selbständiges Kind haben. Sie haben in ihrem Leben selbst mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Deshalb wissen sie, was es bedeutet, jeden Groschen zweimal umdrehen zu müssen und wie wichtig Hilfe zur rechten Zeit ist. Sie haben ein offenes Ohr für jeden Obdachlosen, fühlen mit und helfen, wo sie können, oder vermitteln eine Beratung bei einem Sozialarbeiter von „Notschleschka“.

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“Caritative Einrichtung für Obdachlose”, St. Petersburg

1997 richtete die Caritas in den Räumlichkeiten des Franziskanerklosters an der 9. Krasnoarmejskaja Straße in St. Petersburg eine „Essensausgabe für Obdachlose“ ein. Hier versammelten sich täglich über 250 Personen, die weder ein Dach über dem Kopf hatten noch eine Chance auf Arbeit oder medizinische Hilfe, denn sie hatten keine "Propiska" (in Russland eine Anmeldebestätigung, amtlicher Nachweis der Wohnanschrift, der zur Erwerbstätigkeit und der Beanspruchung sozialer und gesundheitlicher Dienstleistungen berechtigt) in ihrem Pass. Einige von ihnen besaßen gar keine Dokumente zum Nachweis ihrer Identität. Viele unserer Besucher waren an Tuberkulose erkrankt, einige kamen mit Kindern.

Angesichts der ausweglosen Situation der Obdachlosen entschieden wir uns, den Menschen neben einer täglichen warmen Mahlzeit auch medizinische und soziale Hilfe anzubieten.

Mit der Hilfe der Verwaltung des St. Petersburger Stadtteiles „Admiraltejskij“ und von Mitarbeitern der städtischen Antituberkulose-Dispensaire Nr. 12 (in Russland eine ambulante Behandlungsstelle zur frühzeitigen und vollständigen Erfassung aller von Tuberkulose Bedrohten und Gefährdeten, der Frühbehandlung aller Erkrankten sowie ihrer Nachsorge und Rehabilitation, im Weiteren ATD Nr. 12 genannt) wurde uns ein eigener Raum unter der Adresse „Nabereschnaja Obwodnogo Kanala, Haus 179 D“ („Kaistraße des Umleitungskanals, 197 D“) zur Miete überlassen, um dort eine medizinische und soziale Hilfestelle für Obdachlose einzurichten. Hier kamen neben einer Küche und einer sozialen Beratungsstelle auch ein ärztliches Sprechzimmer und ein Behandlungsraum unter, in welchen medizinische Mitarbeiter der ATD Nr. 12 unsere Besucher untersuchen, ihnen medizinische Erst- oder Nothilfe leisten, Proben nehmen und Vorbeuge gegen Tuberkulose durchführen.

Im Jahr 1999 gründete die Caritas St. Petersburg gemeinsam mit dem Malteser Hilfsdienst in St. Petersburg eine "Caritative Einrichtung für Obdachlose".

Heute besuchen jeden Tag bis zu 200 Personen ohne bestimmten Wohnsitz die „Caritative Einrichtung“. Hinter vielen von ihnen liegt ein ruiniertes Leben, das sie unter Freiheitsentzug verbracht haben, manche von ihnen sind psychisch verwirrt oder leiden an Infektionskrankheiten, darunter auch an HIV. 

Unseren Betreuten wird dort eine tägliche warme Mahlzeit in Form von 2 Bechern Suppe, 1 Becher süßem Tee und Brot mit Wurst bzw. Käse angeboten. Zweimal pro Woche wird zusätzlich eine Portion schnell löslichen Kartoffelpürees ausgegeben. Im Frühling und Herbst, wenn verstärkt Infektionskrankheiten auftreten, erhalten die Obdachlosen Knoblauch und einmal pro Woche Saft oder Joghurt.

Fürs Wochenende nehmen die Obdachlosen eine trockene Ration aus Weißbrot und Fleisch- oder Fischkonserven mit. An Festtagen gibt es zusätzliche Rationen. Innerhalb von 10 Jahren unserer Arbeit erhielten Bedürftige 346.105 tägliche Mittagsmahlzeiten und 82.755 Wochenendsrationen. 

Ein Arzt und eine Krankenschwester (Mitarbeiter der ATD Nr. 12) untersuchen jeden, der zum ersten Mal zur Obdachlosenküche kommt. Die Behandlung von Kranken mit Tuberkulose in geschlossener Form findet ambulant statt. In dringenden Fällen überweist der Arzt Kranke zur Behandlung in ein Krankenhaus oder Sanatorium. Wer sich in Behandlung befindet, erhält zusätzliche eiweißreiche Nahrung. Eine Krankenschwester leistet medizinische Nothilfe bei Prellungen, Schnittwunden, Verbrennungen und Schwächeanfällen, sie untersucht die Obdachlosen auf Läusebefall und schickt sie zur Versorgung eitriger, infizierter Wunden in spezialisierte medizinische Einrichtungen. 

In der Beratungsstelle hält eine Sozialarbeiterin Sprechstunde. Im Laufe des Jahres wird praktisch jeder beim Ausfüllen von Dokumenten beraten, bei der Neubeantragung von Pässen, Rentnerausweisen, Bescheinigungen usw. Auf Wunsch hilft die Sozialarbeiterin dem Obdachlosen, den Kontakt zur Familie wiederherzustellen, sie hilft bei der Suche nach Verwandten, bringt Obdachlose in städtischen Heimen und Übernachtungsstätten unter und hilft bei der Heimreise zum früheren Wohnsitz. 

Im Rahmen des Projektes arbeiten wir zusammen mit der Antituberkulose-Dispensaire Nr. 12, dem Verein "Notschleschka" („Nachtasyl“), mit öffentlichen Übernachtungsstätten der St. Petersburger Stadtteile „Petrogradskij“, „Admiralteiskij“, „Newskij“, „Krasnosselskij“ und „Moskowskij“ und einem Obdachlosenheim der Schwestern des Mutter-Theresa-Ordens.

All diese Jahre kümmert sich um uns und unsere Betreuten Frau Doris Epple; dank ihrer tatkräftigen Unterstützung und der Menschen, die sie um sich versammelt hat, sind wir in der Lage, Obdachlosen zu helfen.