Obdachlosenküche in der Stadt Pskow

«Столовая для бездомных» г. Псков

Im Jahr 2000 begann das Caritas-Wohlfahrtsprojekt „Essensausgabe für Obdachlose“ in Pskow seine Arbeit. Das Projekt wurde von Mitgliedern und Nonnen der römisch-katholischen Pfarrgemeinde der Heiligen Dreifaltigkeit in Pskow ins Leben gerufen. 

Dorthin kamen jeden Tag Obdachlose, die nach Brot, Arbeit und medizinischer Hilfe fragten.

Die Stadtverwaltung von Pskow stellte der Caritas einen Raum von 40 qm in der städtischen Bildungseinrichtung „Podrostok“ („Jugendliche“) für die tägliche Ausgabe warmer Mahlzeiten an 100 Personen zur Verfügung.

Das Ziel unseres Projektes ist es, den Hungrigen Essen zu geben, die Bedürftigen zu kleiden und ihnen somit einfach das Recht auf Leben zu garantieren.

Jeden Tag geben wir allen Obdachlosen, die zu uns kommen, ein vollwertiges und warmes Mittagessen, das aus 3 Gängen besteht. Es wird von Jugendlichen, die im „Podrostok“ ausgebildet werden, eigenhändig zubereitet.

Für das Wochenende erhält jeder Besucher unserer Obdachlosenküche eine Trockenration, sie besteht aus einem Weißbrot, eingewecktem geschmortem Fleisch oder Fisch in Dosen und gezuckerter Kondensmilch. Im Jahr werden um 35 000 Portionen ausgegeben.

Die Caritas-Obdachlosenküche ist die einzige Stelle in der Stadt, an welcher den Obdachlosen ein warmes Essen, ein freundlicher Umgang vom Personal und menschliche Bedingungen für die Essenseinnahme garantiert sind. Für viele ist es die einzige Möglichkeit am Tage, ein Essen einzunehmen.

Jeder Obdachlose hat seine eigene Geschichte, sein eigenes Schicksal. Die häufigsten Gründe, aus welchen die Menschen auf die Straße geraten, sind zum Beispiel Alkoholismus, Entlassung aus dem Gefängnis ohne nötige Personaldokumente, Betrug beim Wohnungsverkauf oder -tausch, familiäre Probleme und auch psychischen Erkrankungen.

Unsere Obdachlosen sind Menschen, die mit dem Verlust ihres Wohnsitzes und ihrer „Propiska“ (in Russland eine Anmeldebestätigung, amtlicher Nachweis der Wohnanschrift, der zur Erwerbstätigkeit und der Beanspruchung sozialer und gesundheitlicher Dienstleistungen berechtigt) auch die Möglichkeit verloren haben, einer Arbeit nachzugehen und eine ordentliche ärztliche Versorgung zu erhalten. Es ist für sie eine schier unerfüllbare Aufgabe, ihre Probleme selbständig zu lösen, und es zu schaffen, ihre staatliche Alters- bzw. Behindertenrente bei den Behörden zu beantragen.

Die Obdachlosen, die zum ersten Mal in unser Projekt kommen, werden von uns registriert, sie bekommen einen Einweisungsschein für eine Röntgenuntersuchung (Thoraxradiografie) und eine sanitäre Behandlung, die Folgendes beinhaltet: eine Entlausung, ein Bad und eine Wärmebehandlung der Kleidung, indem sie mit einem speziellen Verfahren erhitzt wird und dadurch etwaige Bakterien, Läuse und Flöhe getötet werden. Wenn nun durch die Untersuchung eine Tuberkulose festgestellt wird, wird diese Person in die städtische Antituberkulose-Dispensaire überwiesen (in Russland eine ambulante Behandlungsstelle zur frühzeitigen und vollständigen Erfassung aller von Tuberkulose Bedrohten und Gefährdeten, der Frühbehandlung aller Erkrankten sowie ihrer Nachsorge und Rehabilitation).

Unsere Essensausgabestelle steht in enger Zusammenarbeit mit der staatlichen Organisation „Notschleschka“ („Nachtasyl“). Zweimal in der Woche kommt ein Sozialarbeiter der „Notschleschka“ zu uns und hilft den Obdachlosen bei der Wiedererlangung verlorener Personaldokumente, der Erhebung von Rentenansprüchen, der Anerkennung einer Pflegestufe und der Erlangung einer zeitweiligen Anmeldebestätigung, bei der Arbeitssuche, bei der Erlangung einer Krankenversicherung oder der Einweisung in eine Heilanstalt.

Der Vorsteher der katholischen Kirchengemeinde von Pskow besucht in seiner freien Zeit die Obdachlosen. Der Pfarrer kommt mit unseren Betreuten ins Gespräch und gibt ihnen geistige Unterstützung. Er versucht gemeinsam mit ihnen, Lösungswege für ihre schweren Lebenssituationen zu finden.

Im Projekt sind drei Mitarbeiterinnen tätig. Das sind Mütter kinderreicher Familien, die ein behindertes und deshalb nicht selbständiges Kind haben. Sie haben in ihrem Leben selbst mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen. Deshalb wissen sie, was es bedeutet, jeden Groschen zweimal umdrehen zu müssen und wie wichtig Hilfe zur rechten Zeit ist. Sie haben ein offenes Ohr für jeden Obdachlosen, fühlen mit und helfen, wo sie können, oder vermitteln eine Beratung bei einem Sozialarbeiter von „Notschleschka“.