Pflegestation für alleinstehende ältere Menschen

Im heutigen Russland einen einsamen Lebensabend zu fristen, das ist ein freudloses und karges Dasein. Aufgrund ihrer armseligen Renten sind Menschen im vorgerückten Alter nicht imstande, einen Hauskrankenpfleger kommen zu lassen und Medikamente oder Nebenkosten der Wohnung zu bezahlen. Die Mehrheit von ihnen wohnen in den sog. „Kommunalkas“, einer Wohnform, bei der sich mehrere Personen oder Familien eine Wohnung teilen und gewisse Einrichtungen wie den Sanitärbereich und die Küche gemeinsam benutzen müssen. Dort leben sie in der ständigen Angst, von Mitbewohnern betrogen und dadurch obdachlos zu werden.

Hilflose, einsame, betagte Menschen, die wegen ihrer Krankheiten keine Möglichkeit haben, sich selbständig fortzubewegen, müssen in gesellschaftlicher Isolation leben. Ihre Welt ist auf die Wände des Zimmers beschränkt, in dem sie leben. Ihre seltenen und einzigen Gesprächspartner sowie Zeugen ihrer Hilflosigkeit sind Nachbarn, die übrigens mehr mit der Lösung ihrer vielfältigen eigenen Probleme beschäftigt sind, sowie Mitarbeiter von städtischen Sozialämtern, welche die Alten besuchen. Diese erbringen jedoch nur nur einen festgelegten minimalen Umfang von Dienstleistungen, um das Leben dieser Menschen zu erleichtern (Versorgung mit Lebensmitteln, Zubereitung von Mahlzeiten). Viele alte Menschen sind verzweifelt und müde vom Kämpfen. Sie haben den Glauben an sich selbst verloren und können ihre Probleme nicht mehr selbständig lösen. Schwierige materielle Bedingungen und Einsamkeit sind für sie Alltagsrealität geworden. Einen Ausweg aus dieser Lage sehen viele im Tod. Eben diese Alten, dank derer die Kirche in Russland überlebte und neu erstand, haben häufig keine Möglichkeit, die Beichte abzulegen und an Liturgien teilzunehmen.

Um einsamen alten Menschen das Leben zu erleichtern, ihnen Freude, Glauben und Hoffnung wiederzugeben, bei der Bewältigung ihrer Alterskrise zu helfen und um ihre physischen und seelischen Kräfte wiederherzustellen und aufrechtzuerhalten, öffnete am 1. Mai 2001 ein Caritas-Pflegeheim für alleinstehende und ältere Menschen seine Türen, das der heiligen Elisabeth von Thüringen geweiht wurde.

Auf der Pflegestation leben ständig15 Personen, im Jahr werden bis zu 30 ältere Menschen betreut. Schwestern vom Orden des Hl. Katharina von Alexandria, Mitarbeiter der Pflegestation und Freiwillige schenken ihren Betreuten Liebe und ermöglichen ihnen ein würdevolles Leben in hervorragenden häuslichen Bedingungen, tägliche Pflege und qualifizierte medizinische Hilfe. Durch ihre Arbeit beweisen unsere Mitarbeiter den alten Menschen jeden Tag, dass sie hier geliebt werden. Sie kümmern sich nicht nur um die seelische und körperliche Gesundheit ihrer Schützlinge, sondern versuchen auch, die aktive Phase ihres Lebens zu verlängern, indem für sie Spiele, Vorlesungen, Schauspiele, Konzerte, Lehrveranstaltungen, Ausflüge in die Natur und Exkursionen in die Stadt anbieten.

Die Senioren nehmen mit Vergnügen am Leben "ihres Hauses" teil, erfüllen nach ihren Möglichkeiten sogar bestimmte Pflichten. Freiwillige, Schüler und Studenten vom Priesterseminar befinden sich ständig in ihrer Nähe. Sowohl Arbeit als auch Unterhaltung sind stets eine Sache der Gemeinschaft. Auf diese Weise erlangen die Schützlinge des Heims ein Gefühl der Vollwertigkeit und verstehen, dass sie gebraucht werden. Es wird ihnen wieder einmal bewusst, dass die ihnen von Gott noch zugeteilte Zeit nicht sinnlos vergeudet, sondern aktiv genutzt wird und gemütlich im Kreis interessierter und aufgeschlossener Leute verbracht werden kann.