Caritas in Russland

"Каритас" в России

Die Tätigkeit der Caritas umfasst die Betreuung 
aller Bedürftigen, unabhängig von 
ihrer ethnischen Zugehörigkeit, ihrer Nationalität, 
ihrer Konfession, ihres sozialen Standes 
oder anderer Besonderheiten 

Die katholische Wohltätigkeit in Russland bis zur Oktoberrevolution

Die katholische Wohltätigkeit in Russland besteht seit der Gründung katholischer Gemeinden. Die ersten katholischen Gemeinden gab es in Astrachan schon im 17. Jahrhundert. Sie hatten ihre eigenen Schulen und betrieben soziale Arbeit in den Gemeinden. In der Gemeinde "St. Peter und Paul" in Moskau wurde zeitgleich mit ihrer Gründung im Jahre 1690 ein Heim eröffnet und die "Bruderschaft der Barmherzigkeit" gegründet.

Die Hauptstadt des Russischen Reiches, St. Petersburg, wurde zum Vorbild für alle katholischen Gemeinden.

Historische Dokumente belegen, dass in der katholischen Gemeinde "St. Katharina" der Wohltätigkeitsverein "Caritas" ins Leben gerufen wurde, dessen Satzung durch den Senator Gartkjewitsch 1882 verfasst und der am 10.01. 1884 registriert wurde.

Dieser Wohltätigkeitsverein kümmerte sich nicht nur um die Bedürftigen der eigenen Gemeinde, sondern um alle bedürftigen Katholiken St. Petersburgs. Die Satzung erkannte dem Verein das Recht zu, verschiedene Wohltätigkeitseinrichtungen zu gründen. Jede von ihnen musste eine spezielle behördliche Genehmigung erteilt bekommen.

Der Wohltätigkeitsverein hatte folgende Einrichtungen:

  • ein Asyl für Jungen, das sich in der Kirillowskaja Uliza 19 befand. In diesem Asyl fanden 70 Jugendliche Zuflucht; für sie wurde auch eine Berufsausbildung organisiert. In einem separaten Gebäude gab es Werkstätten, die Gewinne erzielten. Das Asyl wurde vom Priester A. Malecki geleitet.
  • ein Asyl – "St. Josef" - für Mädchen, das sich in der Karpowka 9 befand. 16 Mädchen waren dort untergebracht. Vormund der Mädchen war die Fürstin Podowitzkaja.
  • in den Räumen der Gemeinde "St. Katharina" wurde das Komitee für Arbeitsvermittlung gegründet. Im Jahre 1897 wandten sich 324 Arbeitssuchende an diese Stelle, 91 von ihnen fanden eine Arbeitsstelle.
  • in dem vom Wohltätigkeitsverein gekauften Gebäude in der Kanonerskaja Uliza 6 befand sich ein Handwerkshaus, in dem folgende Werkstätten untergebracht waren: eine Näherei, eine Wäscherei, eine Schusterwerkstatt und eine Teppichknüpferei. Das Hauptziel des Handwerkshauses bestand darin, armen Leuten die Möglichkeit eines zeitweiligen Verdienstes zu geben und ihnen bei der Suche einer ständigen Beschäftigung zu helfen. Es kamen Leute im Alter zwischen 16 und 60. Werkzeuge und Maschinen konnten außerhalb der Arbeitszeit kostenlos genutzt werden, ebenso das Material. Der Lohn wurde im Voraus ausgemacht und entsprach dem eintägigen Existenzminimum. Alleinstehende und Obdachlose konnten spezielle Nachtasyle nutzen; Wasser für Tee erhielten sie dort kostenlos. Nach 1896 wurde dort eine preisgünstige Küche eröffnet, in der ein Mittagessen 5 Kopeken kostete. Durch den Wohltätigkeitsverein "Caritas" wurden eine Armenküche für 488 Personen und ein Heim für Mädchen  auf der Wassilij-Insel  eröffnet sowie ein Wohltätigkeitsfonds für Studenten und Schüler gegründet. 

Die katholische Wohltätigkeit in Russland in der modernen Zeit

In der Sowjetzeit waren die karitativen Aktivitäten der Kirche verboten.

Die organisierte Wohltätigkeit der katholischen Kirche wurde in Russland in den späten 1980er Jahren wiederbelebt, als der Prozess der offiziellen Wiederherstellung der katholischen Kirche und ihrer Strukturen begann. In dieser Zeit wurden die karitativen Programme in Russland in Form von humanitärer Hilfe von ausländischen katholischen Organisationen intensiv unterstützt.

Eine große Rolle beim Aufbau von katholischen karitativen Einrichtungen in Russland spielte ein Priester aus Deutschland, Monsignore Hartmut Kania (1942-2001), der in der Folge zum Pfarrer der Herz-Jesu-Kirche in St. Petersburg und zum Direktor der Caritas Russland ernannt wurde.

Die russische Caritas machte ihre ersten Schritte in Moskau im Winter 1990/1991. Ende 1991, nach der amtlichen Eintragung der Apostolischen Administraturen in Moskau und Nowosibirsk, wurde beschlossen, dort Wohltätigkeitsorganisationen zu gründen:  "Caritas des europäischen Teils von Russland" und "Caritas des asiatischen Teils von Russland".

Im Februar 1992, während der ersten Winterhilfe- Aktion der Caritas, wurden in Zusammenarbeit mit dem Malteser Hilfsdienst 70.000 Pakete an die Bedürftigen Moskauer verteilt. Später entstanden Caritasstellen in vielen anderen russischen Städten.

Im Juni 1992 fand in Moskau ein internationales Seminar der "Caritas Internationalis" statt, das der Organisation und den Schwerpunkten der Caritas-Arbeit in Russland und anderen GUS-Ländern gewidmet wurde. Es wurde ein Programm bestimmt, nach welchem man allmählich von der Verteilung der humanitären Lieferungen zur diakonischen Arbeit lokaler Pfarrgemeinden übergehen sollte. Im Januar 1993 wurden 6 Caritas-Organisationen in Russland amtlich eingetragen.

Im April 1993 begann der Aufbauprozess eines nationalen Verbandes "Caritas Russland". Bis 1999 hatte die nationale Caritas ihren Sitz in Moskau, seit 1999 - in St. Petersburg. Im Mai 1995 wurde die Caritas Russland als Mitglied in der internationalen Organisation "Caritas Internationalis" aufgenommen.

Die wohltätigen Caritas-Projekte in Russland umfassen materielle Nothilfe, primäre medizinische und soziale Hilfeleistungen, Rehabilitationsprogramme, Schulung von Freiwilligen und Einrichtung von Sozialstationen.

Laut Angaben der Caritas leistet sie in Russland jährlich Hilfe für etwa 200.000 Personen in Not. Im Jahr 2002 nahmen mehr als 1.000 Freiwillige an ihrer Arbeit teil.

"Caritas der Gottes Mutter Erzdiözese in Moskau". Der Caritasverband begann seine Arbeit im Jahr 1998, als er offiziell durch ein Dekret des Erzbischofs gegründet wurde. Derzeit sind auf dem Gebiet der Erzdiözese der Gottesmutter 32 lokale Caritasverbände tätig. An ihrer Arbeit beteiligten sich mehr als 600 Mitarbeiter und Freiwillige.

"Caritas der Diözese der Christi Verklärung in Nowosibirsk" arbeitet in der Diözese seit 1991. Der Caritas-Präsident ist Bischof Joseph Werth. Eines der wichtigsten Projekte der Caritas wurde in den Jahren 1993-1996 umgesetzt, als das St. Nikolaus-Waisenhaus in Nowosibirsk errichtet wurde. Der Caritasverband zählt derzeit 13 lokale Niederlassungen, 55 Mitarbeiter und 250 Freiwillige.

"Caritas der Diözese St. Joseph in Irkutsk" wurde durch ein Dekret von Bischof Jerzy Mazur gegründet.

"Caritas der Diözese St. Clemens in Saratow" wurde durch ein Dekret von Bischof Clemens Pickel gegründet. Der Caritasverband hat 23 örtliche Niederlassungen.